Intensiv geprobt haben die Bläserklassen der Oberschule Oelsnitz im Workshop mit der international erfolgreichen Spitzenformation Harmonic Brass. Höhepunkt war das gemeinsame Konzert in der Jakobikirche.
Oelsnitz -Zur Tradition geworden ist das Gastspiel des Blechbläserquintetts aus München. Zum sechsten Konzert und vierten Workshop weilte das Ensemble am Samstag in Oelsnitz. Eingebettet waren die Übungsstunden der besonderen Art in den Tag der offenen Tür an der Oberschule. Durchgehend von Klasse 5 bis 10 werden hier je eine Bläserklasse pro Jahrgang unterrichtet. 160 Schüler lernen derzeit ein Instrument, berichtet Schulleiter Ralf Agather. Den Workshop mit Harmonic Brass hat der musikbegeisterte Oelsnitzer und Amateurmusiker (Swing for Fun) André Morgner vermittelt, der bis vor einigen Jahren Elternratsvorsitzender war. Sein Sohn Arne studiert mittlerweile im dritten Jahr Posaune an der Musikhochschule Hannover.
Bei der Lektion in der voll besetzten Aula schauen Eltern und Gäste zu. Es geht um Ansatztechnik und Artikulation. Harmonic-Brass-Hornist Andreas Binder will „keinen genuschelten Klangteppich hören“. Die Schüler sollen dem eigenen Pferdchen nicht die Sporen geben, sondern „gemeinsam in die Scheune reiten” - im Takt mit den Nachbarn bleiben. Die Münchner betreuen noch weitere pädagogische Musikprojekte. In Oelsnitz freuen sie sich immer wieder an der guten Atmosphäre, dem Miteinander von Schülern und Lehrern sowie der top-sanierten Schule. Das sei nicht überall so, erzählt „Chefarrangeur” Hans Zellner.
Nachdem sich Musiklehrer Carsten Schlosser mit der Generalprobe 13 Uhr in der Kirche zufrieden erklärt hat, können alle eine Atempause einlegen. Musiklehrer Daniel Nötzold bietet Harmonic Brass gastliche Unterkunft in seiner Wohnung am Kirchberg.
Festlich strahlende Klänge erfüllen Samstagabend die nahezu ausverkaufte Jakobikirche. Harmonic Brass zieht zum Konzert-Auftakt durch den Mittelgang, beidseits harrt gepanntes [!] Publikum. „Wir haben eine junge schöne Fee mitgebracht, zu der vier relativ musikalische Hausmeister gehören", stellte Andreas Binder das Ensemble vor, zu dem seit vergangenem Jahr die 26 Jahre alte Trompeterin Elisabeth Fessler gehört. Der laut Thomas Lux (Posaune) „wunderbare Mensch und liebe Kollege” führte in gewohnt heiter-ironischer Art als Moderator durchs Programm. Mit witzigen kleinen Geschichten unterhält er die Leute. Nach einem musikalischen Ausflug in die Barockzeit mit Giuseppe Torelli und Johann Sebastian Bach setzt das Quintett diesmal einen Schwerpunkt bei bekannten Opern-Melodien. Die Stücke – ursprünglich für ganz andere Besetzungen komponiert – hat Hans Zellner für die Blasmusik angepasst und arrangiert. Das Publikum kann schwelgen in Leidenschaft á la Carmen oder Romantik wie in Puccinis Arie „Nessun Dorma“ aus „Turandot“. Den ersten Gipfel der Begeisterung erreicht das Konzert mit dem „Bolero“ von Maurice Ravel. Die Ensemble-Mitglieder bieten eine klasse Show aus Musik und Bewegung. Beeindruckend sind die blitzschnellen Wechsel der schweren Tuben von Manfred Häberlein.
Nach der Pause und einem mitreißenden Medley aus der „West Side Story” tritt die „Vorgruppe für den Hauptact“ (Binder) in den Hintergrund. Rund 70 Schüler der Bläserklassen strömen in den Chorraum. Carsten Schlosser greift zum Taktstock. Nacheinander, nur vom Beifall unterbrochen, erklingen drei Musikstücke, die im Workshop ihren letzten Schliff erhalten haben: das prachtvolle Lieblingsstück der Schüler, „Music from Brave", „Heaven”, eine eher ruhige Komposition von „Chefarrangeur“ Hans Zellner und „So what". Das Publikum, in dem sich Alt und Jung mischen, ist hingerissen. Einsätze, Tempi, alles klappt. Gemeinsam werden „die Pferde in den Stall geritten". Es gibt Standing Ovations für die Leistung des heimischen Nachwuchses. „Wir haben mitgespielt, aber nur leise", sagt Binder.